Wie viele Lebensmittelabfälle gibt es in Deutschland?
Kapp 12 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Deutschland im Müll. Das geschieht sowohl bei der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung, bei Großverbrauchern, im Handel als auch in Privathaushalten.1 Dabei stammt knapp über die Hälfte aller Lebensmittelabfälle aus Privathaushalten. Im Schnitt wirft jeder Verbraucher in Deutschland im Jahr rund 75kg Lebensmittel weg.2 Das entspricht einem Wert von circa 20 Millionen Euro.3
Warum werden Lebensmittel überhaupt weggeworfen?
Für die Lebensmittelverschwendung von der Erzeugung bis zum Verbraucher gibt es vielfältige Gründe:
Schon bevor Lebensmittel überhaupt in den Handel gelangen, werden diese schon teilweise entsorgt. Das geschieht beispielsweise wenn sie nicht den vorgegeben optischen Normen für den Verkauf entsprechen oder nur bestimmte Teile eines Produkts verwertet werden können. Auch im Handel werden täglich große Mengen nicht verkaufter und leicht verderblicher Waren aussortiert.1
In Kantinen und Restaurants landen Lebensmittelreste vor allem deswegen in Müll, da die Kunden nicht aufessen. Aber auch liegengebliebene Lebensmittel - sei es auf dem Buffet oder im Lager - werden hier ebenfalls in großen Mengen entsorgt.1
Im Haushalt gibt es viele Ursachen, warum Lebensmittel weggeworfen werden: Es wird beispielsweise zu viel gekocht und die Reste werden nicht weiter verwertet. Außerdem kann es sein, dass zu viel eingekauft wird, sodass einzelne Lebensmittel verderben, bevor sie verzehrt werden. Manchmal ist es auch so, dass die Fülle von Produkten im Kühlschrank zu unübersichtlich wird, sodass einzelne verderben. Ein weiterer möglicher Grund ist, dass Obst und Gemüse falsch gelagert werden und Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist, ohne Prüfung einfach entsorgt werden.3
Problem: Jüngere Generation?
Junge Erwachsene unter 30 Jahren, Haushalte mit mehr als zwei Personen sowie Verbraucher mit überdurchschnittlichem Einkommen und hohem Bildungsgrad schmeißen überdurchschnittlich viele Lebensmittel weg.3
Es ist auffällig, dass gerade bei den jüngeren Verbrauchern die Wertschätzung für Lebensmittel verloren gegangen ist. Dies kann zum Einen mit der ständigen Verfügbarkeit aller möglichen Konsumgüter sowie den niedrigen Lebensmittelpreisen begründet werden. Zum Anderen ist das Wissen dieser Generation über die Herstellung, Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln geringer ausgeprägt. Das könnte daran liegen, dass die Erfahrungen auf diesem Gebiet von den Eltern nicht mehr so wie früher im vollem Umfang weitergegeben werden und dass Mahlzeiten häufig u.a. in Kantinen und immer weniger zu Haus verzehrt werden. Wenn zu Hause gegessen wird, dann handelt es sich dabei vermehrt um Fast-Food oder Fertigprodukte. All diese Faktoren sind vermutlich dem veränderten Arbeitsalltag und der verringerten Zeit, die für eine Mahlzeit zur Verfügung steht, geschuldet.3
Lebensmittelverschwendung - nicht nur ein Problem für das Klima
Lebensmittelverschwendung geht mit erheblichen Folgen für die Umwelt, Gesellschaft und für die Wirtschaft einher:
Mit jedem Lebensmittel, was im Müll landet, werden Ressourcen verschwendet.1 Sowohl für die Erzeugung als auch für die Vernichtung werden Rohstoffe, Energie, Wasser und Arbeitskräfte etc. benötigt.1,4 So werden beispielsweise 70% des gesamten Wassers auf der Erde in der Landwirtschaft verbraucht. Entsorgte Lebensmittel, die auf einer Deponie zersetzt werden, stoßen erhebliche Mengen des Treibstoffgases Methan aus. Alarmierend ist dabei, dass 10% der weltweiten Treibhausemissionen aus Lebensmittelabfällen stammen.5
Jährlich verursachen Lebensmittelabfälle weltweit einen wirtschaftlichen Schaden von rund 1,2 Billionen Dollar. Auch für die Gesellschaft stellt die Lebensmittelverschwendung ein großes ethisches Problem dar, da mehr 870 Millionen Menschen auf der Welt an Hunger leiden.5
Welche Maßnahmen ergreift Deutschland zur Reduktion von Lebensmittelabfällen?
Deutschland hat sich dem Ziel der Vereinten Nationen verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Um das zu erreichen, hat das Bundeskabinett 2019 die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung verabschiedet.1 Dabei wurden unter Leitung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fünf sogenannte Dialogforen aus den verschiedenen Wirtschaftssektoren Lebensmittelverarbeitung, Groß- und Einzelhandel, Landwirtschaft, Außer-Haus-Verpflegung sowie private Haushalte gegründet. In diesen sollen Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelabfällen entwickelt und umgesetzt werden. Allerdings wird bemängelt, dass diese Maßnahmen auf Freiwilligkeit und Unverbindlichkeit beruhen.6
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) setzt sich außerdem für das Projekt Zu gut für die Tonne! ein. Mit diesem sollen Verbraucher sowie alle Verantwortlichen entlang der Lebensmittelverarbeitungskette für den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln sensibilisiert werden.1
Und was kann jeder Einzelne gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen?
Zu Hause gemeinsam kochen und essen macht nicht nur Spaß, sondern fördert auch die Wertschätzung für Lebensmittel. Beim Einkauf sollte darauf geachtet werden, dass nur so viele Waren im Einkaufswagen landen, wie auch wirklich benötigt werden. Außerdem ist es sinnvoll, den klimafreundlichen Charakter von Produkten zu fördern. Das gelingt vor allem, wenn Waren vorrangig aus pflanzlichen Rohstoffen bestehen, welche obendrein auch regional und saisonal erzeugt worden sind.4
Einzelnachweise:
1 https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/lebensmittelverschwendung/
4 https://www.klimateller.de/lebensmittelverschwendung-und-klimawandel-was-koennen-wir-tun/
5 https://toogoodtogo.de/de/movement/education/food-waste-a-global-problem