Mikroplastik in Lebensmitteln – stimmt das?

Plastik – Fluch oder Segen?

Plastik ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie steckt überall drin: In Kosmetikprodukten, wie Peelings oder Zahnpasta, in Textilien, wie Fleecejacken oder Sport-Shirts, in Alltagsgegenständen, wie Haushaltsgeräten oder Teppichen und in Verpackungen, vor allem für Lebensmittel. Selbst moderne Autos oder Flugzeuge bestehen zu 50% aus Kunststoff.

Rohstoff für die Plastikherstellung ist Erdöl. Durch aufwendige chemische Prozesse entsteht aus diesem fossilen Brennstoff Kunststoff. Plastik weist viele positive Eigenschaften auf: Es ist im Vergleich zu Naturstoffen billiger herzustellen. Vor allem bei Lebensmittelverpackungen zeigen sich die Vorteile von Plastik. Werden diese in Kunststoff verpackt, bleiben die Nahrungsmittel länger frisch, ohne dass Keime von außen eindringen können.

Aufgrund seiner positiven Eigenschaften und der wachsenden Nachfrage ist die Plastikproduktion in den letzten Jahrzehnten exponentiell gestiegen. Seit 1950 wurden mehr als 8 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Jährlich entstehen rund 8 Millionen Tonnen Plastikmüll auf der Erde. Das ist bildlich gesprochen so viel, wie wenn jede Minute ein vollgeladener LKW seinen Plastikmüll auskippt.

Für uns ist Kunststoff ein Alltagsgegenstand geworden, der schnell wieder im Müll landet. Doch unsere Wegwerfmentalität birgt viele Gefahren für die Umwelt. Vor allem in den Ozeanen ist das Problem mit dem Plastikmüll unübersehbar. Riesige Kunststoffmüllhalden befinden sich in den Meeren und bedrohen dessen Bewohner. Nach Schätzungen soll schon 2050 die Kunststoffmasse in den Ozeanen höher sein als die Biomasse der Fische.

Meeressäuger und Seevögel halten Plastikteilchen für Nahrung. Da Plastik nicht verdaut wird, sammelt es sich in deren Mägen. Das führt im schlimmsten Fall dazu, dass diese Tiere verhungern. Doch der Müll birgt noch mehr offensichtliche Gefahren. Viele Meeresbewohner verfangen sich in alten Fischernetzen und verenden darin qualvoll. Es werden Vermutungen aufgestellt, dass jährlich rund 100.000 Meerestiere und 1 Million Seevögel aufgrund von Plastikmüll sterben.

Was ist eigentlich Mikroplastik?

Als Mikroplastik werden Kunststoffteilchen mit einer Größe von 0,001 bis zu mehreren Millimetern bezeichnet. Plastikpartikel in dieser Größe werden in Kosmetikartikeln eingesetzt. Man bezeichnet diese auch als primäres Mikroplastik. Durch den alltäglichen Gebrauch von Kosmietikprodukten gelangen die Kunststoffteilchen ohne Umwege in unser Abwasser.

Sekundäres Mikroplastik entsteht durch die Zerkleinerung von größeren Plastikteilen infolge von UV-Strahlung und Reibung. So werden etwa bei jedem Waschgang Kunststofffasern aus Textilien abgetragen. Diese gelangen dann ebenfalls ins Abwasser. Kläranlagen können nicht alle Kunststoffteilchen aus dem Abwasser entfernen, sodass geklärtes Wasser durchschnittlich noch 14 Mikroplastikteilchen pro Liter geklärtes Wasser enthalten kann.

Durch den Abrieb von Autoreifen oder durch die Verwitterung der Infrastruktur kann sekundäres Mikroplastik ebenfalls in unsere Atmosphäre gelangen. Diese Partikel verbreiten sich durch Wind und Regen auf Böden und Gewässer. Forscher gehen davon aus, dass es heute keinen Ort mehr an der Erde gibt, an dem Mikroplastik nicht zu finden ist  - wenn auch in kleinsten Mengen.

Ist Mikroplastik einmal in unser Ökosystem gelangt, ist sein Weg in unsere Lebensmittel unausweichlich!

Einige Studien belegen das Vorhandensein von Mikroplastik in bestimmten Lebensmitteln. So wurden  kleinste Kunststoffteilchen schon in Muscheln, Krabben und Fischen nachgewiesen. Allerdings nur im Verdauungstrakt dieser Tiere, der ja üblicherweise nicht mit verzehrt wird. Des Weiteren gibt es Funde an Mikroplastik in Speisesalzen, wie dem Fleur de Sel, oder im Mineralwasser.

Nach der EU-Kunststoff-Verordnung Nr. 10/2011 gilt allerdings ein Wert von 60mg Plastik pro Kilogramm Lebensmittel als tolerierbar. Alle bisherigen Studien zum Mikroplastikgehalt in Lebensmitteln liegen mit ihren Ergebnissen weit unter diesem Grenzwert. Außerdem sind einige Experten davon überzeugt, dass Plastikpartikel aufgrund ihrer Unverdaulichkeit einfach von unserem Körper wieder ausgeschieden werden und sie sich somit nicht negativ auf unsere Gesundheit auswirken.

Ist der Konsum von mit Mikroplastik belasteten Lebensmitteln wirklich so unbedenklich, wie es auf den ersten Blick scheint?

Bisher gibt es erst wenige weiterführende Studien dazu. Doch erste wissenschaftliche Versuche an Muscheln und Nagetieren haben gezeigt, dass sich Plastikteilchen auch außerhalb des Magen-Darm-Trakt im Organismus anreichern.

Es existieren zwei Hypothesen, die sich mit dem möglichen negativen Einfluss von Plastik für Mensch und Tier auseinandersetzen. Zum einen bindet Plastik giftige Stoffe, wie beispielsweise krebserregende Chlorverbindungen. Diese gelangen mit der Plastik in den Organismus und könnten in diesem wieder frei gesetzt werden. Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass sich durch das Einatmen oder Schlucken von Plastikteilchen in Lungengewebe bzw. Lymphknoten des Darms ansammeln und dort Entzündungen hervorrufen. Allerdings fehlen Langzeitstudien, die diese Hypothesen weiter untersuchen und bestätigen. 

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In den Supermärkten sind viele Lebensmittel in Plastik verpackt - Ist das immer notwendig?

Ausblick:

Es ist (noch) nicht geklärt, inwieweit die Aufnahme von Mikroplastik für uns gefährlich ist - doch für unsere Umwelt ist die Bedrohung durch Plastik schon allgegenwärtig! Plastik braucht über hundert Jahre bis es sich zersetzt. Während dieser Zeit wird es in Mikropartikel zerrieben. Diese sind dann zwar für unser Auge nicht mehr sichtbar, allerdings sammeln sich die Teilchen immer mehr in den Ökosystemen an. 

Deshalb wird es dringend Zeit, dass wir unseren Lebensstil hinterfragen und beispielsweise auf nachhaltige Verpackungen setzen. Doch die Schuld für dieses Problem liegt nicht allein bei uns Verbrauchern. Auch Politik und Wirtschaft müssen reagieren:

  • Die Forschung muss finanziell unterstützt werden, damit die gesundheitlichen Folgen von Plastik auf unseren Organismus näher untersucht wird und neue umweltfreundliche Materialien zum Verpacken entwickelt werden.

  • Außerdem müssen weitere innovative Verfahren erfunden werden, die sowohl biologisch als auch mechanisch den Abbau bzw. die Beseitigung von Plastik in den Ozeanen bewirken.

  • Die Politik muss den sorgfältigen und bewussten Umgang mit Plastikprodukten im Rahmen von Kampagnen oder Schulungsprojekten fördern.

  • Zusätzlich sollte die Politik einen größeren Einfluss auf die Plastik herstellende Industrie ausüben. Denn bisher ist dieser Industriezweig nur an einem steigenden Umsatz interessiert.

  • Ebenso sollten alle Länder der Erde in diese Vorgänge mit einbezogen werden.

Mit diesen Maßnahmen kann allerdings nicht das schon bestehende globale Umweltproblem beseitigt werden. Es kann aber ein rückwärtigen Trend zum Plastikverbrauch erreicht werden und das schon vorhandene Plastik, soweit es möglich ist, recycelt werden.

Tags: Umwelt
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