Wie hoch ist die empfohlene Zucker-Dosis pro Tag?
Jeder kennt es – das herrliche Gefühl, wenn ein prickelnder Schluck Limonade die Kehle hinunterrinnt. Doch Vorsicht, gerade diese Getränke enthalten oft viel zu viel Zucker.
Zucker gilt als Hauptursache für Übergewicht und dessen Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme. Zusätzlich begünstigt er die Entstehung schmerzhafter Zahn-Karies. Um diesen Erkrankungen vorzubeugen, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Erwachsene und Kinder weniger als 5% ihres täglichen Energiebedarfs in Form von freiem Zucker decken sollten. Das entspricht weniger als 25g Zucker oder ungefähr 8 Stück Würfelzucker für einen durchschnittlichen Erwachsenen mit einem Energiebedarf von 2000kcal am Tag. Für Kinder gelten natürlich noch geringere Mengen.1
Als freier Zucker wird vor allem zugesetzter Zucker in Speisen und Getränken bezeichnet. Aber auch natürlich vorkommender Zucker, wie er beispielsweise in Fruchtsäften und Honig enthalten ist, gilt als freier Zucker. Nicht zu dieser Kategorie zählt Zucker in Obst, Gemüse und Milch.2
Der durchschnittliche Verbrauch von freiem Zucker beträgt pro Kopf in Deutschland 36kg pro Jahr. Das entspricht rund dem Vierfachen der empfohlenen Gesamtzufuhr für einen Erwachsenen.3 Die meisten wissen wahrscheinlich gar nicht, dass sie so viel Zucker zu sich nehmen. Die kann zum Einen damit begründet werden, dass stark verarbeitete Lebensmitteln wie Fertiggerichte oft 'versteckten' Zucker enthalten. Bei diesen Produkten ist es häufig schwer nachvollziehbar, anhand der Nährwerttabelle zu erkennen, welchen Zuckergehalt es wirklich beinhaltet. (Ampel oder nicht? Eine neue Nährwertkennzeichnung kommt) Zum Anderen stecken Hersteller von Softdrinks & Co. Millionen in das Marketing ihrer Produkte. Somit werden vorrangig Kinder dazu verleitet ungesunde Produkte übermäßig zu konsumieren. (Macht Werbung Kinder dick?)
Vor allem Softdrinks enthalten einen sehr hohen Zuckeranteil. Schon in einem Glas Cola (0,2L) stecken 21g Zucker. Mit dieser Menge ist der Tagesbedarf an freiem Zucker für einen Erwachsenen nahezu gedeckt. Daher erscheint es nicht verwunderlich, dass viele Menschen den von der WHO vorgegebenen täglichen Zuckeranteil mit ihrer Ernährung überschreiten.
Die Zuckersteuer – welche Erfolge hat sie schon im Ausland erreicht?
Um den übermäßigen Konsum von stark zuckerhaltigen Getränken einzudämmen, wurde in vielen Ländern die sogenannte Zuckersteuer eingeführt.3
Beispiel Großbritannien
Seit dem 6. April 2018 gibt es in Großbritannien eine Zuckersteuer auf stark gesüßte Softdrinks. Das von der britischen Regierung verabschiedete Gesetz verpflichtet Hersteller für ihre Getränke, die mehr als 5g Zucker pro 100ml enthalten, eine Steuer von 18 Pence (das entspricht ungefähr 21 Euro-Cent) zu zahlen. Bei mehr als 8g Zucker pro 100ml sind schon 24 Pence je Liter fällig. Das Office for Budget Responsibility, welches den britischen Staatshaushalt überwacht, versprach sich mit dieser Abgabe für 2018 bis 2019 zusätzliche Steuereinnahmen von 520 Millionen Pfund. Mit diesem Geld soll beispielsweise der Schulsport gefördert werden, um vor allem Kinder in einer gesunden Lebensweise zu unterstützen.4
Die Lebensmittelfirmen wurden schon 2 Jahre vor Inkrafttreten der Zuckersteuer über diese in Kenntnis gesetzt. Um dieser Abgabe zu entgehen, änderten die Hersteller vorsorglich die Rezepturen ihrer Produkte.5 Laut der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch reduzierte beispielsweise der Marktführer Coca-Cola den Zuckergehalt seiner Softdrinks Fanta von 6,9 auf 4,6g und Sprite von 6,6 auf 3,3g je 100ml.4 Zum Vergleich: In Deutschland enthalten beide Getränke rund 9g Zucker je 100ml.
Auch andere Firmen reduzierten den Zuckergehalt ihrer Produkte, sodass diese nicht mehr von der Zuckersteuer betroffen waren. Aus diesem Grund konnte im Jahr 2018 nur etwa die Hälfte (240 Millionen Pfund) der ursprünglich geplanten Steuern eingenommen werden. Tendenz weiter sinkend.6
Zunächst erscheint der Fakt, dass der Zuckergehalt der meist verkauften Softdrinks deutlich reduziert wurde, als positiv. Allerdings wurde häufig ein Teil des Zuckers einfach durch Süßstoffe ersetzt, welche nicht von der Zuckersteuer betroffen sind.4 Der Einsatz von Süßstoffen wird jedoch divers diskutiert, da ihre gesundheitlichen Langzeitfolgen bei regelmäßigem Konsum noch nicht vollständig geklärt sind.
Im Gegensatz zu Zucker enthalten Süßstoffe kaum Kalorien. Doch unser Gehirn reagiert bei ihrem Konsum verwirrt, denn es empfängt das Signal 'Süß', erhält jedoch keine Energie. Aus diesem Grund besteht der Verdacht, dass Süßstoffe zu einer Steigerung des Hungergefühls führen.7
Zuckersteuer in anderen Ländern
Auch in anderen europäischen Ländern existiert eine Zuckersteuer auf zuckerhaltige Getränke - so etwa in Belgien, Frankreich, Portugal, Norwegen und Ungarn. Auch in einigen US-Staaten, in Mexiko und in Südafrika gibt es eine vergleichbare Abgabe.4
In Mexiko kostet beispielsweise seit 2014 ein Liter Softdrink 1 Peso mehr. Dies entspricht einer etwa 10%igen Steuer. 2014 kauften die Mexikaner im Durchschnitt 6% weniger und im darauffolgenden Jahr 10% weniger Softdrinks ein.8 Auch in der kalifornischen Stadt Berkeley und in Portugal scheint die Einführung der Zuckersteuer zu einer geringeren Konsum von Softdrinks geführt zu haben.4 Allerdings sind diese Rückgänge ebenfalls mit veränderten Rezepturen der Produkte zu begründen. Wie in Großbritannien ersetzten Herstellen auch hier einen Teil des Zuckers mit Süßstoffen.
Dänemark stellt hingegen ein Negativ-Beispiel für den Erfolg der Zuckersteuer dar. Um der Steuer zu entgehen, wichen Konsumenten zum Kauf von Softdrinks in die Nachbarländer Deutschland und Schweden aus. Dänemark schaffte daraufhin die Steuer wieder ab.
Die WHO unterstützt die Einführung einer Zuckersteuer. Laut ihrem aktuellen Bericht Fiscal Policies for Diet and Prevention of Noncommunicable Diseases besteht der Zusammenhang, dass eine 20%ige Steuer mit etwa 20% weniger gekauften Softdrinks einhergeht.9
Wird es auch in Deutschland diese Art von Steuer geben?
Voraussichtlich nicht. Zum Einen wird das Argument angebracht, dass vergleichbare Steuern auf Alkohol und Tabak, obwohl sie immer wieder erhöhte wurden, nicht zwangsläufig zu einem gesundheitsbewussteren Einkaufsverhalten führten.10 Auch die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Glöckner (CDU), zweifelt am Erfolg der Zuckersteuer. Sie plädiert eher für eine gesamtheitliche Bildung im Bezug auf eine gesunde Ernährung bei Kindern.11 Im Gegensatz zu dieser Aussage gaben 54% der Befragten in einer Studie von Foodwatch von 2016 an, dass sie eine Zuckersteuer für geeignet halten, um eine gesündere Ernährung von Kindern zu erreichen. 44% der Befragten fanden die Zuckersteuer dafür als ungeeignet.12
Unser Fazit:
Die Zuckersteuer hat nachweislich einen Einfluss auf einen geringeren Konsum von stark gezuckerten Getränken. Weniger stark gesüßte Getränke können das Verlangen nach immer süßeren Produkten verringern und somit zu einer gesünderen Ernährung beitragen.
Vor allem für Kinder wäre eine gesündere Ernährung von Vorteil, denn schon von Klein an findet die Prägung auf den süßen Geschmack von Lebensmitteln statt. Um das Süßempfinden bei Kindern, aber auch Erwachsenen, zu minimieren wären folgende Strategien sinnvoll:
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kein zugesetzter Zucker in Produkten für Babys und Kleinkinder (Was hat zugesetzter Zucker in Lebensmitteln für Babys zu suchen?)
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stärker limitiertes Marketing für Süßigkeiten & Co. (Macht Werbung Kinder dick?)
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weniger zugesetzter Zucker in Fertiggerichten bzw. verständlichere Nährwertkennzeichnung dieser Produkte (Ampel oder nicht? Eine neue Nährwertkennzeichnung kommt)
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eingeschränkte Verwendung von Süßstoffen
Einzelnachweise:
2 https://www.ages.at/themen/ernaehrung/who-zucker-empfehlungen/
3 http://www.kern.bayern.de/themen/188568/index.php
4 https://blog.drinktec.com/de/alkoholfreie-getraenke/zuckersteuer/
5 https://www.dw.com/de/zuckersteuer-deutschland-bleibt-süß/a-43267312
6 https://www.dw.com/de/zuckersteuer-in-großbritannien-zeigt-wirkung/a-43151656
7 https://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/06/Gesundheit-Zucker/seite-2
8 https://www.bmj.com/content/352/bmj.h6704